Bergbau benötigt Energie
"Wasser durch Wasser heben"
Die Lösung des Wasserproblems war das Wasser selbst: "Wasser durch Wasser heben". Dieses Prinzip nutzen die Harzer Bergleute und leiteten das stets in die Gruben einlaufende Wasser heraus, indem Sie Wasserpumpen betrieben, die wiederum von Wasserrädern betrieben wurden.
Wasser bildet somit das zentrale Energieelement und wurde durch das Anlegen der Wasserbauten nachhaltig und damit sicher für einen Ganzjahresbetrieb verfügbar gemacht. Wasser wurde über weite Strecken zu den Gruben transportiert. Möglich machte dies ein umfangreiches technisches Wissen der Bergleute. Sie konnten bereits vor Jahrhunderten kilometerlange Gräben und unterirdische Stollen anlegen, deren Gefälle auf einem Kilometer oftmals weniger als einen Meter betrug.
Kohle - der Brennstoff der Vergangenheit
Holz wurde vor allem zur Verhüttung der Erze (Holzkohleerzeugung durch Köhlereiö, als Grubenholz und als Bau- und Brennmaterial für die Bevölkerung benötigt. Der Bedarf war so groß, dass er die Wälder des Harzes auf das äußerste belastete. Mitunter stockte der Bergbau, weil nicht genügend Holz oder Holzkohle verfügbar war. Holzkohle wurde bereits seit Jahrtausenden von den Harzer Köhlern zunächst in Grubenmeilern später in Platzmeilern hergestellt.
Ebenso wie beim Wasser stellte auch der Transport der Kohle ein erhebliches Problem dar. Die schlechten Wege im Harz und die zunächst nur sehr kleinen Holzkarren machten den Transport beschwerlich und teuer. So war es zunächst wirtschaftlicher das zu verhüttende Erz in den Wald zum Holz bzw. zur Kohle zu schaffen. Erst später mit effizienter arbeitenden Meilern und verbesserter Infrastruktur lohnte ein Transport der Holzkohle zu den Erzaufarbeitungswerken.
In den Hochzeiten des Holzkohlebedarfs zählten viele der Harzer Straßen zu den meistbefahrenen ihrer Zeit, weil die Kohlenfuhrwerker im Abstand von 90 Sek zu den Hüttenwerke fuhren. Im 18. Jahrhundert wurde Versuche die im Bereich des Brockens gewonnenen Torfe zu verkohlen und als Energiestoff zu verwenden erfolglos wieder eingestellt.
"Nicht für uns, sondern für unsere Nachkommen"
Im Mittelalter war der Harz Bannwald, nur der König durfte hier die Jagd ausüben. Mit zunehmenden Interesse der Landesherren, Silbermünzen prägen zu lassen, setzte eine Intensivierung des Bergwerkswesen im 11. und 12. Jahrhundert und eine stärkere Besiedlung des klimatisch rauen Harzes ein. Mit dem verstärkt aufkommenden Bergwerksbau setzte auch die industrielle Nutzung des Holzes ein. Insbesondere zur Energieerzeugung wurde Holz benötigt.
Als Folge des größer werdenden Bedarfs wurde das Holz immer knapper. Mitunter stockte der Bergbau jahrzehntelang, weil kein Holz mehr vorhanden war. In der Folge wurden neue Teile der Wasseranlagen statt aus Holz aus Stein errichtet.
Im Gegensatz zu anderen Gegenden Deutschlands bewiesen die Harzer Bergleute aber auch frühzeitig Weitsicht: bevor der Wald gänzlich überansprucht wurde, wurden Waldnutzungsordnungen erlassen. Bereits 1585 findet sich in einer Forstordnung der Begriff "Posterität" ("Nachhaltigkeit"), der eine systematische Bewirtschaftung der Waldflächen aufgreift. Der Harzer Förster Johann Georg von Langen gilt als "Vater der geregelten Forstwirtschaft", die wohl erste Forstschule Deutschlands, die "Schule der Nachhaltigkeit", wird um das Jahr 1765 im Harz von Hans Dietrich von Zanthier gegründet.
Später übernehmen Forstleute dieses alte Bergbauprinzip und prägen mit dem Begriff "Nachhaltigkeit" eine Wirtschaftsweise, die im ausgehenden 20. Jahrhundert zum Schlagwort für Umweltschutz, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wird.